Studien

Das Schildkrötenhaus

Das Schildkrötenhaus

Vorwort

Realisiert werden soll ein Bauprojekt, welches eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und seiner Geschichte wiederspiegelt sowie modern interpretiert wird. Ein Objekt, das seine eigene Identität in sich trägt und sich an die Fossilienfunde in der Umgebung anlehnt.

Ein Bauwerk, welches Antworten nicht einfach bereithält, genauso wie die Thematik dahinter, die die fossile Erdgeschichte mit all Ihrer Faszination undEinzigartigkeit anspricht.

Ein Vorhaben, welches Rückbesinnung und Vorschau bietet, Grenzen überwindet, dem Besucher ein optisches und physisches Erlebnis gibt, einen tieferen Sinn in der gebauten Struktur darstellt, eine Seele inne trägt und somit über die Kultur zur Natur in einen Dialog tritt.

 

Ammoniten ,Muscheln und Co. (Begehbare Fossilien)

Ein Tag wie Tausend Jahre, tausend Jahre wie ein Tag

Dies ist der paradoxe Begleitsatz des Projekts, der ausdrücken soll, dass wir Menschen und alle Lebewesen vor und nach uns Teil dieser unbegreiflichen Erdgeschichte mit all Ihren Zeitspannen sind.

Und die Evolution ist noch lange nicht am Ende. Aber welche Symbolfigur (Symbolfiguren) ist prädestiniert für einen Teil unserer Erdgeschichte, welches Lebewesen verkörpert ein langes Leben und zusätzlich eine Gattung, die schon seit Millionen von Jahren auf diesem Planeten existiert, so wie auch andere fossile Objekte. Nach kurzer Überlegung kommt man unweigerlich auf ein Lebewesen, welches es geschafft hat, seit annähernd 230 Millionen Jahren auf der Erde zu leben. Zusätzlich kommt dieses Tier auf ein stattliches Alter von mehreren Jahrzenten. Um es kurz zu machen: Es handelt sich um unsere altbekannte Schildkröte, die Tartaruga, mit ihren fossilen Begleitern.

In diesem Kontext und in Ihrer Wirkung sind diese begehbaren Fossilienskulpturen einmalig, insbesondere im Zusammenhang zwischen Ihren ehemaligen Lebensräumen, in diesem Falle Süddeutschland mit seinem Urmeer. Diese Objekte können sichtbar machen, was uns tagtäglich sehr versteckt umgibt. Wir erhalten somit einen anderen Blick auf die Umwelt.

Es wird eine ahnende Vorstellung von der fast unbegreiflichen zeitlichen Dimension der Erdgeschichte für den Besucher möglich. Diese erlaubt es, unsere unmittelbare Umwelt mit anderen Augen zu sehen. Die fossile Erdgeschichte Süddeutschlands hält einige Überraschungen bereit, wie die grösste jemals gefundene Fossile Schildkröte in der Wattendorferplatte, auch Mobbl genannt. Diese ist ausgestellt in dem  Naturkundemuseum Bamberg, welches eine Besonderheit in der Museumslandschaft darstellt.

Eine begehbare Fossilien-Skulptur kann diese Funde auf eine andere Art und Weise hervorheben. Mit Ihren Millionen alten Wesen und der Erdgeschichte in Ihrer Genetik verankert, kann dies im Kontext mit dem Museum oder auch an einem Ort in Bamberg ein neuer Publikumsmagnet und Aufenthaltsplatz werden.

In Ihrer ganz speziellen Machart lehnen sich diese begehbaren fossile Skulpturen an Funde in der Nachbarschaft an. Mit Ihren Millionen Jahre alten Wesen und die Erdgeschichte sind diese in Ihrer Genetik verankert.

Somit lassen sie uns staunen und sind ein Fingerzeig dafür, dass Süddeutschland einmal ein riesiges Meer war. Dies führt uns die starke Wandlungsfähigkeit und Zeitspanne unserer Erde vor Augen, mit all Ihren Paradoxien sowie auch dem immer wieder kehrenden Klimawandel.

Als Skulptur kann sie uns zum Nachdenken animieren sowie auch visuell zu uns Kontakt aufnehmen und uns so die Vergangenheit und den Werdegang von vor Millionen von Jahren bis heute spürbar machen. Auch soll die Fossilienskulptur hier in Bamberg eine hypnotische, poetische und urgeschichtliche Wirkung hervorrufen. Und dies in einem Gebiet, welches vor allem paläontologisch und geologisch sehr interessant ist.

Sowohl die Tartaruga als animalisch-geschwungener Bau als auch z. B. ein Ammonit können bis zu 20 m lang und 7 m hoch sein. Außen der grüne Serpentin – als Manifest der Herkunft – und innen, der organischen Form folgend, ein Mosaik aus Lärchenholz, die Jahresringe dabei sichtbar. Dies ist auch eine Metapher an die Holz- und Pflanzenfunde. Somit schließt sich der Kreis mit dem Hintergrundgedanken dieser Objekte. Diese Skulpturen wirken „sehr lebendig“ und fallen auf.

So kann dem Betrachter mit diesen außergewöhnlichen Objekten ein Einblick

in die Vorgänge der Natur über die Kultur gegeben werden.

Das Biber-Projekt

Es entstand die Idee, ein neues Besucherzentrum zu konzipieren, welches am renaturierten lnn, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schweizer Nationalpark und der großartigen Landschaft des Engadins, realisiert werden sollte.

Entstehen soll so ein geschwungener stromlinienförmiger Betonbau, der sich nahtlos in die Landschaft einfügt.
Mit seiner auffallenden Außenhaut und den eingearbeiteten dichroitischen Glasflächen erinnert das Gebäude an etwas tieririsches, etwas Fließendes wie Wasser, dem Element, in dem sich der Biber am meisten aufhält.

Von außen mit einem Überzug aus Flusskieseln versehen, hat der Bau eine natürliche, aber auch futuristische Erscheinung. Von innen ist der rohe eingefärbte Beton sichtbar, der aufpoliert wird zu einer spiegelartigen Fläche mit blaugrauer Einfärbung, die an die Farben des lnn angelehnt ist. Dabei sollte die Aufteilung so gewählt werden, dass alle Anforderungen und gewünschten Abläufe sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gebäudes schlüssig gelöst sind (Zusammenarbeit Gemeinde/Pro Natura)
Das Besucherzentrum sollte ein Erlebnis sein für alle Altersgruppen und Begeisterung hervorrufen.

Durch das spezielle Erscheinungsbild und durch die einladende unmittelbare Umgebung soll die Hemmschwelle niedrig gehalten werden, um die Besucher dahingehend zu lenken, sich schneller ins Innere des Besucherzentrums zu begeben.
So kann man es schaffen, zusammen mit allen Partnern die richtigen Antworten zu finden, um der Aufgabenstellung dieses Gebäudes gerecht zu werden.